VfL Palermo - Dolce Vita in Wolfsburg 11FREUNDE

Vielleicht, sagt Felix Magath, habe bei den Verhandlungen geholfen, dass die Spieler nicht aus Rom oder Mailand kommen, sondern aus Palermo. Die Hauptstadt der Region Sizilien ist zwar die fnftgrte Stadt Italiens, hat aber nichts von der weltlufigen Art der Metropolen. Zudem herrschen dort das niedrigste Pro-Kopf-Einkommen Italiens und die grte Jugendarbeitslosigkeit des ganzen Landes.

Viel­leicht, sagt Felix Magath, habe bei den Ver­hand­lungen geholfen, dass »die Spieler nicht aus Rom oder Mai­land kommen, son­dern aus Palermo«. Die Haupt­stadt der Region Sizi­lien ist zwar die fünft­größte Stadt Ita­liens, hat aber nichts von der welt­läu­figen Art der Metro­polen. Zudem herr­schen dort das nied­rigste Pro-Kopf-Ein­kommen Ita­liens und die größte Jugend­ar­beits­lo­sig­keit des ganzen Landes. Spä­tes­tens seit der Welt­meis­ter­schaft 2006 in Deutsch­land aber wissen, so Magath, auch in Ita­lien die Fuß­ball­profis, dass »kein anderes Land eine so her­vor­ra­gende Infra­struktur wie Deutsch­land auf­weist«.

Viel­leicht ist das ein Grund, wes­halb gleich zwei ita­lie­ni­sche Natio­nal­spieler, näm­lich Cris­tian Zac­cardo, 26, und Andrea Bar­zagli, 27, vom US Palermo einen Ver­trag beim VfL Wolfs­burg unter­schrieben haben. Einem Klub, der die Tochter des größten Auto­mobil-Kon­zerns Europas ist und sehr gut orga­ni­siert, aber dessen Tra­di­tion nicht über zehn Jahre Bun­des­liga hin­aus­reicht. In einer kleinen Stadt, in der sich das Volks­wagen-Werk bemüht, allerlei Sehens­wür­dig­keiten auf­zu­bauen, um den Ange­stellten und anderen Men­schen aus Nie­der­sachsen ein wenig Erbau­li­ches zu bieten in einem Gebiet, das ansonsten eher eine Art Steppe ist. Doch noch immer ist die 2002 fer­tig­ge­stellte »Volks­wagen Arena« mit ihren 30.000 Plätzen kaum einmal bis auf den letzten Platz gefüllt.

20 Mil­lionen Ablöse

Jetzt aber, sagt Ste­phan Grühsem, stell­ver­tre­tender Auf­sichts­rats­vor­sit­zender des VfL, »würde es mich freuen, wenn auf Grund dieses Duos eine große Euphorie um den VfL ent­steht«. Es ist näm­lich so, dass in Wolfs­burg gleich 6000 Ita­liener beim Unter­nehmen ange­stellt sind. Und als in der ver­gan­genen Saison beim Gast­spiel des FC Bayern Mün­chen der berühmte Welt­meister Luca Toni (aktuell der ein­zige Ita­liener in der Bun­des­liga) kurz bei einem kleinen Wolfs­burger Fan­klub vor­bei­schaute, »da haben die Fans in kür­zester Zeit Pla­kate gemalt und sich zu Hun­derten um Toni gescharrt«, erin­nert sich Grühsem.
Felix Magath will dieser Begeis­te­rung nun »Rech­nung tragen«, denn auf dem Weg nach Europa braucht der VfL Wolfs­burg nicht nur wei­tere gute Fuß­baller, son­dern auch jeden feu­rigen Fan. Es sei »Neu­land«, sagt der Trai­ner­ma­nager, der soviel aus­geben darf wie noch nie­mand vor ihm beim VfL.

Bis­lang war der Argen­ti­nier Andres D’Alessandro, der 2003 kam und dann nach Eng­land und Spa­nien wei­terzog, mit 9,5 Mil­lionen Euro Ablöse der teu­erste Mann. Nun mussten für Andrea Bar­zagli min­des­tens 13 und für Cris­tian Zac­cardo sieben Mil­lionen Euro aus­ge­geben werden, um die für den Uefa-Cup qua­li­fi­zierte Mann­schaft noch ein Stück euro­pa­reifer zu machen.

»Mehr Sicher­heits­pässe«

Ob die Ein­käufe quasi eine Lex Wolfs­burg sind, weil in der Bun­des­liga außer Bayern Mün­chen kaum ein Klub soviel zahlen kann? Oder ist es nur der Anfang »nach den Bra­si­lia­nern, Argen­ti­niern oder Japa­nern«, wie Magath nicht aus­schließt? Denn außer dem rapiden Zuschau­er­schwund in Ita­lien haben die von Hoo­li­gans und Bestechungs­skan­dalen heim­ge­suchten Klubs inzwi­schen eine Gehalts­ober­grenze ein­ge­führt – jeden­falls die meisten. Beim US Palermo soll sie bei 1,5 Mil­lionen Euro netto liegen, was Bun­des­li­ga­klubs nicht mehr schreckt. Zudem ver­kauft etwa Palermos Prä­si­dent Mau­rizio Zam­pa­rini prak­tisch nicht an die großen ita­lie­ni­schen Klubs. Und der AC Flo­renz, der eben­falls an Bar­zagli inter­es­siert war, deckelt den Lohn ähn­lich wie Palermo.

Fast hätte Magath sogar einen dritten Natio­nal­spieler ange­heuert – den Stürmer Antonio di Natale, 31, von Udi­nese Calcio, der wie Bar­zagli eben­falls zum EM-Auf­gebot zählt. Jetzt aber will er erst mal die beiden Abwehr­spieler ein­bauen, die ja »sehr tak­tisch spielen, her­vor­ra­gend aus­ge­bildet sind und hof­fent­lich einen Transfer auf die anderen Spieler bewirken, was Kon­se­quenz und tak­ti­sche Dis­zi­plin angeht«. Ande­rer­seits erwartet Magath, dass die Ita­liener »die Taktik auch einmal in den Hin­ter­grund stellen« und auch von der deut­schen Art lernen. Auch mit den Caten­accio-Spe­zia­listen will er trotzdem weiter »nach vorn« spielen.

Bei Cris­tian Zac­cardo dürfte das kein Pro­blem sein. Der habe »nicht nur läu­fe­risch viel drauf«, er habe auch »Drang nach vorne«, sagt Felix Magath. Andrea Bar­zagli wie­derum, der bis­he­rige Kapitän des US Palermo, soll ein rich­tiger Abwehr­chef sein, »an dem sich alle ori­en­tieren«. Er habe Über­sicht und orga­ni­siert per­fekt. Dem werde sich auch der Por­tu­giese Ricardo Costa unter­ordnen müssen, der im ver­gan­genen Jahr gekauft wurde, sich aber trotz seiner Klasse als Auf­seher der Ver­tei­di­gung nicht emp­fahl. Die Sache mit einem ita­lie­ni­schen Stürmer aber wird Magath bestimmt weiter ver­folgen. Luca Toni etwa habe »vom deut­schen Fuß­ball pro­fi­tiert«, sagt der frü­here Bayern-Trainer. Er sei in der Bun­des­liga noch besser als in der Natio­nalelf oder in der Serie A. Denn bei den Azzurri gebe es »mehr Sicher­heits­pässe«. Deutsch­land ist also ein Para­dies für Tor­jäger vom Stiefel.

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