Weit, weit weg im Sden

Zuerst einmal mchte er alle Anwesenden begren. Sagt er. Doch es bleibt bei der Absichtserklrung, direkte Gruworte fallen nicht. Stattdessen freut sich Aues Prsident Bernd Keller ber das zahlreiche Erscheinen bei dieser Pressekonferenz.

Zuerst einmal möchte er alle Anwe­senden begrüßen. Sagt er. Doch es bleibt bei der Absichts­er­klä­rung, direkte Gruß­worte fallen nicht. Statt­dessen freut sich Aues Prä­si­dent Bernd Keller über das zahl­reiche Erscheinen bei dieser Pres­se­kon­fe­renz.

Keller schaut in gelang­weilte Gesichter. Zeit für einen das Eis bre­chenden Witz. Das Wetter an diesem Junitag ist vor­züg­lich und so ver­weist Keller auf eben jenes und fügt hinzu, dass der Verein es extra bestellt habe, dies aber alles andere als billig gewesen sei. Ein Knal­lergag. Gleich zum Anfang. Die Menge johlt trotzdem nicht. Sie schaut ver­schämt zu Boden. Die gela­denen Jour­na­listen beginnen sich zu fragen, warum sie hier sind. Ledig­lich der Gedanke an ein reich­hal­tiges Buffet kann sie in diesem Moment erqui­cken.

Der neue Haupt­sonsor heißt Herr Finck

Dann legt Keller die Karten auf den Tisch und stellt einen Herrn Finck vor. Jener Herr Finck sticht in dieser Runde brä­siger Herren deut­lich hervor. Ein flie­der­far­bener Schal umspielt lässig die von einem weißen Anzug bedeckten Schul­tern. Herr Finck könnte auch ein alternder Ten­nis­profi sein. Oder einer jener Glücks­ritter, die nach der Wende den ost­deut­schen Fuß­ball infil­trierten und ihre Gel­tungs­sucht in den lin­ole­um­be­deckten VIP-Räumen zwi­schen Ros­tock und Zwi­ckau befrie­digten. Mitt­ler­weile wird ruchbar, dass Herr Finck offenbar neuer Haupt­sponsor des FC Erz­ge­birge Aue werden soll.

Prä­si­dent Keller redet von einer guten Part­ner­schaft, von geben und nehmen und denkt mal, dass die Firma aus Basel, über­re­gional, also nicht mehr aus der Region, son­dern…“. Er würde mal so sagen: Weit, weit weg im Süden.“ Dann wird es roman­tisch, Keller erzählt, dass man sich nicht nur kennen, son­dern auch mögen gelernt hat. Die ver­sam­melte Jour­naille ist gerührt.

Den Tou­rismus in der Region anzu­kur­beln“

Dann wird es langsam kon­kret. Erst­mals fällt der Name der Firma, die Herrn Finck gehört. Spar mit!-Reisen“ aus Basel, also weit, weit weg im Süden. Der ein­ge­fä­delte Deal erscheint als ein Coup für das gesamte Erz­ge­birge, als Keller darauf hin­weist, dass Herr Finck plant, den Tou­rismus in der Region anzu­kur­beln. Dies findet Keller nicht nur gut, son­dern auch schön, weil das eben…äh…es kann nicht schaden, wenn wir etwas mehr Tou­rismus hier im Erz­ge­birge haben“.

Da hat er wohl recht. Mit dieser wage­mu­tigen Äuße­rung über­gibt Keller das Wort an Herrn Finck, der bis­lang nur nickend den Aus­füh­rungen seines Ver­trags­part­ners lauschte. Herr Finck zeigt sich gut vor­be­reitet, er wünscht nicht nur einen guten Morgen, son­dern schickt auch noch ein Glück auf“ in die Runde. Der lokale Gruß! Dazu dieser sanft geschwun­gene Schal in der Ver­eins­farbe. Und das von einem, der weit, weit weg im Süden lebt. Offenbar ein PR-Profi.

Herr Finck meint, dass es nur auf den ersten Blick erklä­rungs­be­dürftig ist, dass sich ein Schweizer Rei­se­un­ter­nehmen beim FCE enga­giert, redet aber plötz­lich von Borussia Mön­chen­glad­bach, wo Herr Finck bereits seit einem Jahr Pre­mi­um­partner ist und sein Unter­nehmen in diesem einen Jahr schon einiges vom Glanz der Bun­des­liga abbe­kommen habe.

Dann geht es wieder um Aue. Herr Finck ana­ly­siert mes­ser­scharf die Gründe für den Auf­stieg und kommt zu dem Schluss, dass es mit enga­giert, ehr­geizig und nach vorne wollen“ zu tun hat. Glei­ches trifft natür­lich auch auf seine Firma zu, die wie es alle Anwe­senden nun wissen, seit neun Jahren gibt und in der Bun­des­li­ga­ta­belle der Rei­se­ver­an­stalter der­zeit auf Platz 14 liegt“. Der SC Frei­burg der deut­schen Tou­ris­mus­branche also.

Nun zielt Herr Finck wieder auf die Herzen der Anwe­senden und erwähnt nicht ohne Stolz den säch­si­schen Ein­schlag seines Unter­neh­mens, schließ­lich sitzt die aus fünf Per­sonen bestehende Online­ab­tei­lung in Leipzig und immerhin hat Herr Finck selbst zwi­schen 1990 und 1996 in Leipzig gelebt. Zwangs­läufig wird man dort offenbar zum Fan des Erz­ge­birges und seines Vor­zei­ge­klubs. Es bleibt keine Zeit, das Gesagte sacken zu lassen, denn uner­bitt­lich prescht Herr Finck voran und kon­stru­iert munter Ver­gleiche zwi­schen Fuß­ball und Reisen und kommt zum Fazit, das beides Spaß mache. Eine bahn­bre­chende Erkenntnis.

Dann der Schock. Herr Finck ist gar kein Schweizer, er zog nur vor einigen Jahren dorthin und wohnt noch immer in Basel, also weit, weit weg im Süden, weil es so schlecht dort nicht ist“. Es folgt ein Zah­len­salat und wir erfahren, dass es im ver­gan­genen Jahr über 4000 Urlaubs­wil­lige durch Spar mit!-Reisen ins Erz­ge­birge ver­schlagen hat. Eine Bilanz, mit der Herr Finck durchaus zufrieden ist, sie aber noch immer für aus­bau­fähig hält.

Den wirk­li­chen Kra­cher­spruch spart sich der Tou­ris­mus­fach­mann aber bis zum Ende auf: Es gibt von den 36 Bun­des­li­ga­ver­einen zwei Ver­eine, die eine Urlaubs­re­gion im Namen tragen. Der eine ist der FC Erz­ge­birge Aue und der andere – der ist etwas unbe­deu­tender – ist Bayern Mün­chen.“ Ruhe im Saal. Prä­si­dent Keller lächelt ver­schämt und wäre wohl lieber weit, weit weg im Süden.

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